Herzlich willkommen auf unserem Blog "sozialdistanzierte sozialgeograph*innen"

Wir sind eine Studierendengruppe des Bachelorstudiums Geographie und Umweltsytemwissenschaften mit Schwerpunkt Geographie und werden diesen Blog im Rahmen unseres humangeographischen Methodenpraktikums über zwei Monate befüllen. Der Themenschwerpunkt dieses Blogs bezieht sich auf sozial-räumliche Veränderungen (unseres Alltags), welche wir in Bezug auf die COVID-19 Krise in unserem Umfeld beobachten konnten. Die einzelnen Blogposts und Forschungen zu diversen Aspekten sollen dabei Einblicke in verschiedenste Lebensbereiche während dieser Ausnahmesituation bieten.


Die Beiträge, die hier veröffentlicht werden, beschäftigen sich mit folgenden Forschungsprojekten:

- Veränderungen des Konsumverhaltens im Bereich Lebensmittel durch die COVID-19 Krise

Die gesetzten Maßnahmen in der COVID-19 Krise haben sich erheblich auf die Bevölkerung ausgewirkt, wie eine deutsche Studie zeigt (vgl. Lars 2020). Nicht nur Hamsterkäufe sind das Resultat von Panik, die sich während der Krise ausgebreitet hat, sondern auch ältere Personen halten Abstand vom selbstständigen Einkaufen ihrer Lebensmittel und überlassen Anderen das Einkaufen. Regionale Betriebe in Vorarlberg gewinnen während dieser Krise einen Profit von etwa 35% und zeigen, dass dort vor Allem in dieser Zeit wieder mehr auf Regionalität geachtet wird (vgl. Vorarlberg.ORF.at 2020). Doch wie genau hat sich das Konsumverhalten im Bereich Lebensmittel in Österreich besonders in Bezug auf Regionalität und Verpackungen verändert? Das möchten wir mithilfe einer Umfrage herausfinden und hier auf diesen Blog davon berichten.

- Veränderungen in der Nutzung von Social Media in Schulen während des Distanz-Lernens 

Musikunterricht über Facebook, Turnunterricht mit YouTube-Videos und Chemie Experimente in Instagram Videos: Was für viele nach einer unrealistischen Zukunftsvision klingt, war in den letzten Wochen für einige Schüler*innen, durch das von COVID-19 ausgelöste Distance-Learning, Teil des Schulalltags. Neben Unterricht über Video-Anrufe und dem Aussenden von Lernmaterialien, setzen nämlich immer häufiger Lehrer*innen auf Social Media Plattformen, um den digitalen Unterricht zu untermauern. (vgl. Schulbarometer 2020) In Zukunft wird sich dieses Thema der Frage widmen, wie sich die Social Media Nutzung in Schulen während der Corona Ausnahmesituation verändert hat, und wie Schüler*innen und Lehrer*innen mit diesen Veränderungen umgehen.

- Die Methodik des (humangeographischen) Films anhand der COVID-19 Krise

Wenn man an die qualitativen Methoden der Humangeographie denkt, mag einem der Film vielleicht nicht in den Sinn kommen. Dabei handelt es sich dabei um eine spannende und für mich noch unerforschte Methode, soziale Interaktionen im Raum zu dokumentieren. Im Rahmen des Methodenpraktikums soll erforscht werden, was mit dem Medium Film alles möglich ist und ob/wann die Methode an ihre Grenzen kommt. Weiterführend stellt sich die Frage, wie/ob sich visuelle Daten auswerten lassen. 

Um den Forschungsfragen Folge zu leisten, werden die Blogbeiträge meine Erfahrungen mit der Methode darstellen. Um die Methode austesten zu können, bietet sich das soziale Klima der COVID-19 als Untersuchungsobjekt an. 

Die Methode des Filmes entstpricht unsererm Zeitgeist, denn sie geht Hand in Hand mit dem digitalen Zeitalter (vgl. Abstiens, et al. 2017).

- Machtverhältnisse in der Geräuschlandschaft der Stadt Graz in Zeiten von Covid-19

Handlung erzeugt Geräusch, Geräusch beeinflusst Handeln. Insofern ist die Geräuschkulisse des öffentlichen Raumes einer Stadt auch als ein „Geräuschspiegel“ der Gesellschaft und somit des sozialen Lebens und der Strukturen in diesem Raum zu verstehen, ein Echo, das aber nicht nur ins Leere hallt, sondern wiederum in der Gesellschaft einen Resonanzkörper findet. Vor allem im öffentlichen Raum dient die Geräuschproduktion auch als Interaktions- und Partizipationsform (vgl. Kytö, Özgün 2016, S.78), dieser wird aber durch Covid-19 bedingte Ausgangsbeschränkungen verändert und reduziert (vgl. Bethke, Wolff 2020). Aus diesen Überlegungen stellen sich auf lokal-räumlicher Ebene die Fragen: Wie klingt Graz in Corona-Zeiten? Wie werden Machtverhältnisse in (Klang-) Räumen in den Ausnahmezuständen Covid-19 auditiv wahr-genommen und akustisch wahr-gemacht?

Wie verändert sich das Bewegungsprofil von Studierenden der Stadt Graz während einer globalen Pandemie?

Das COVID-19-Virus geht für die meisten Menschen mit einer starken Veränderung des Lebensstiles einher. Die Pandemie mag auf den ersten Blick als rein gesundheitliche Krise erscheinen, es wird jedoch schnell klar, dass sich der Ausbruch des Corona-Virus auf alle Bereiche der Gesellschaft auswirkt (vgl. Brinks, Ibert 2020). Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbot, Arbeitsverlust sowie durch die ebengenannten möglichen psychischen Beschwerden betreffen viele Österreicher*innen. Zusätzlich kommt die vermehrte Freizeit, die mit Aktivitäten gefüllt werden will. Gerade kinderlose Studierende sind davon stark betroffen. Lehrveranstaltungen werden bis einschließlich Ende Juni nur online angeboten, persönliche Kontakte werden bis 1. Mai vermieden und danach eingeschränkt, viele Freizeitaktivitäten sind nicht mehr möglich, Lokale sperrten mit 15. Mai auf. Hier stellt sich die Frage – Was tun Studierende, wenn es nichts mehr zu tun gibt? In den folgenden Wochen wird anhand einer Umfrage und Tracking der Wege der Studierenden erforscht, wie und wo sich Studierende unter COVID-19 im Raum bewegen.

- Analyse der Veränderungen von Zwischenmenschlicher Kommunikation in den verschiedenen Corona Phasen anhand von ausgewählten Hotspots?

Durch die Corona Krise erschwert sich die Kommunikation erheblich. Verschieden Maßnahmen verändern und beschweren die Kommunikation zwischen den Menschen, ob non verbal oder verbal. Wie diese Veränderungen ausfallen, wird auf der Mirko - Ebene analysiert. Dazu werden eine Dichte Beschreibung, sowie eine Text Vignette als Methodik herangezogen und an zwei Hotspots, dem Eustacchiopark und der St. Pauls Apotheke angewendet. Diese Methode wurde gewählt, da laut Müller hier nicht nur soziale Handlungen wie in einer dünnen Beschreibung erfolgen, sondern auch die Bedeutungen der Handlungen. Textvignetten werden in der qualitativen Forschung als Beschreibungsmittel eingesetzt oder als Erhebungsinstrument. Mit Hilfe dieser Vignetten werden kognitive Prozesse evoziert und können somit besser verstanden werden. Sie werden als sogenannte strukturierte Impulse gesehen (Rosenberger 2018, S. 271). Daraus werden dann spezifische Forschungsfragen abgeleitet und mit Quellen belegt. Grundfragen sind: Wie hat sich die Kommunikation in den einzelnen Phasen verändert? Wie wird der Raum eingehalten? Auch, wie werden Regeln eingehalten sind zu thematisieren. In den folgenden Phasen wird dies erfasst und analysiert, um auf eine Lösung in den Phasen zu schließen und die Fragen zu beantworten. Die Normalität kann aus Zeitgründen leider nicht beschrieben werden.


Wir wünschen viel Spaß beim Lesen, 

Eure sozialdistanzierten Sozialgeographen*innen



Literatur:

Abstiens, L. und Hierse L. (2017): Bewegte Räume: Potenziale von Videographie und Film als Methoden der qualitativen Sozialforschung. In: sozialraum.de, Ausgabe 1/2017. URL: https://www.sozialraum.de/bewegte-raeume-potenziale-von-videographie-und-film-als-methoden-der-qualitativen-sozialforschung.php, Datum des Zugriffs: 26.05.2020

Bethke, F., Wolff, J. (2020): COVID-19 as a Threat to Civic Spaces Around the World. https://blog.prif.org/2020/04/01/covid-19-as-a-threat-to-civic-spaces-around-the-world/, zuletzt geprüft am 10.05.2020.

Brinks, V. und Ibert O. (2020): Beraten und Entscheiden in einer „Transboundary Crisis“. https://blog.prif.org/2020/04/15/beraten-und-entscheiden-in-einer-transboundary-crisis/, zuletzt geprüft am 9.5.2020.

Gerhold, L. (2020): COVID-19: Risikowahrnehmung und Bewältigungsstrategien Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung in Deutschland. https://www.sicherheit-forschung.de/forschung/projekte/Corona/index.html, zuletzt geprüft am 04.05.2020.

Huber, S. G. et al. (2020): COVID-19 - Aktuelle Herausforderungen in Schule und Bildung. Waxmann Verlag GmbH (Münster).

Kytö, M. und Özgün, S. (2016): Sonic resistance. Gezi Park protests and the political Soundscape of Istanbul. In: Fischer, M.; Grosch, N. (eds.): Unsichtbare Landschaften: Populäre Musik und Räumlichkeit. Münster, New York: Waxmann, S. 75-95.

Müller, M. (2012). Mittendrin statt nur dabei: Ethnographie als Methodologie in der Humangeographie. Geographica Helvetica 67(4): forthcoming.

Rosenberger, K. (2014): Tausend Nuancen des Wissens - Textanalytische Rekonstruktionen zum Kompetenzerwerb in der LehrerInnenausbildung http://www.wipaed.jku.at/wp-content/uploads/2014/09/FORIM_2011_Rosenberger.pdf, zuletzt geprüft am 17.05.2020.

Vorarlberg.ORF.at (Hg.) (2020): Dorfläden gewinnen an Bedeutung. https://vorarlberg.orf.at/stories/3045309/, zuletzt geprüft am 04.05.2020.

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